11.04.2023

Polnische Hochzeit

Die Deutsche Erstproduktion an der Staatsoperette
Walzerschmelz, folkloristische Tänze, fiebrige Jazznummern, filmmusikartiger Orchesterbombast: Joseph Beers „Polnische Hochzeit“ ist ein Meisterwerk der Gattung Operette. Zum ersten Mal überhaupt wird das Werk an einem deutschen Musiktheater inszeniert. Mit der Uraufführung in Zürich im Jahr 1937 erzielte der bei Lemberg / Lwiw geborene Komponist einen Übernachterfolg. Geplante Erstaufführungen in Wien und Paris wurden von den Nationalsozialisten gestoppt, der jüdische Beer und die renommierten Librettisten Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald mussten fliehen und „Polnische Hochzeit“ verschwand von den Spielplänen. Die Staatsoperette Dresden feiert mit der Premiere am 22. April 2023 ihre Wiederentdeckung.

Die Story – eine Verwechslungskomödie, gepaart mit einer anrührenden Exilantengeschichte
Freiheitskämpfer Boleslav kommt nach langer Zeit des Exils ins von Russland kontrollierte Polen zurück, um das Gut seines Vaters zu übernehmen und seine Jugendliebe Jadja wiederzusehen. Die ist allerdings vorgesehen als sechste Ehefrau seines heiratswütigen Onkels Staschek, der weder das von ihm verwaltete Erbe noch seine Braut hergeben will. Doch Staschek hat seine Rechnung ohne Jadjas Freundin Suza, „die Wildkatze“ gemacht! Der Plan der ausgekochten Gutsverwalterin mit großem Herz dreht das Geschehen in eine turbulente Verwechslungskomödie. Gibt es ein Happy End für die Liebenden?

Musik und Libretto
Joseph Beers Partitur bietet eine einzigartige stilistische Bandbreite: folkloristisches Kolorit wie bei Kálmán, synkopierte Tanzschlager wie bei Paul Abraham und dramatische Finali wie bei Lehár. In lyrischen Tenorarien und leuchtenden Orchesterfarben erahnt man gar eine Nähe zu Korngold, hier und dort blitzt Klezmer auf. Mit Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald standen Joseph Beer die beiden erfolgreichsten Librettisten der Zwischenkriegsoperette zur Seite. Gemeinsam entstand ein Werk, das die spritzige Komödie rund um einen Brauttausch mit der sehnsuchtsvollen Melancholie einer Exilantengeschichte paart. „Polnische Hochzeit“ ist noch ganz im liberalen Zeitgeist der Zwischenkriegszeit verhaftet – getränkt von der Lust am Leben, mit einer Träne im lachenden Auge.

„Polnische Hochzeit“ – das Dresdner Team
Am Dirigierpult dieses besonderen Abends steht Chefdirigent Johannes Pell, die Regie verantwortet Julia Huebner, für tänzerische Show-Elemente sorgt Choreograph Jörn-Felix Alt. In ihrer Lesart verlegt die mit dem Götz-Friedrich-Preis ausgezeichnete Julia Huebner die Geschichte rund um Boleslav in die sozialistische Volksrepublik Polen. Vor dieser Kulisse schwelgt „Polnische Hochzeit“ zwischen ausgelassenen Varietébildern und den dunklen Untertönen von Vertreibung und Heimatlosigkeit – Themen, die das Werk mit dem Schicksal seiner Autoren verbindet, und die angesichts der aktuellen politischen Weltlage besondere Relevanz erfahren.
Das Sänger*innen-Ensemble wird von Daniel Pataky (alternierend Matthias Koziorowsky) als Boleslav und Steffi Lehmann als Jadja (alternierend Sieglinde Feldhofer) angeführt, in weiteren Rollen sind Dimitra Kalaitzi und Jolana Slavíková als Suza, Markus Liske und Bryan Rothfuss als Oginsky und Elmar Andree als Staschek zu erleben. Neben dem Ballett wird auch, zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren, der Kinderchor der Staatsoperette wieder auf der Bühne stehen.

POLNISCHE HOCHZEIT
Libretto von Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald
Musik von Joseph Beer

Musikalische Leitung JOHANNES PELL
Regie JULIA HUEBNER
Bühne ESTHER DANDANI
Kostüme DINAH EHM
Choreographie: JÖRN-FELIX ALT
Dramaturgie JUDITH WIEMERS
Chorleitung THOMAS RUNGE

Baron Mietek Oginsky MARKUS LISKE, BRYAN ROTHFUSS
Jadja, seine Tochter SIEGLINDE FELDHOFER, STEFFI LEHMANN
Graf Staschek Zagorsky ELMAR ANDREE, MARKUS BUTTER
Graf Boleslav Zagorsky (sein Neffe) DANIEL PATAKY, MATTHIAS KOZIOROWSKI
Alter Boleslav HERBERT G. ADAMI
Suza DIMITRA KALAITZI, JOLANA SLAVÍKOVÁ
Casimir von Kawietzky ANDREAS SAUERZAPF, NIKOLAUS NITZSCHE

Chor, Ballett und Orchester der Staatsoperette Dresden

Premiere: 22. April 2023
weitere Termine: 23., 25., 29., 30. April | 16., 17., 19. Mai | 17., 18. Juni | 11., 12. Juli
Karten von 11,50 € bis 49 € unter www.staatsoperette.de


Zugabe
Als stückbegleitendes Angebot zeigt das Zentralkino (auf dem Gelände des Kraftwerk Mitte) im Rahmen der Filmmusical-Reihe der Staatsoperette „All singing, all dancing!“ den polnischen Film „Cold War“ aus dem Jahr 2018. Das musikalische Filmdrama erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen dem Pianisten Wiktor und der Sängerin Zula, die im Nachkriegspolen beginnt und sich über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren erstreckt.
Im musikalischen Vorprogramm wird Sopranistin Steffi Lehmann, die in „Polnische Hochzeit“ als Jadja zu erleben ist, auf den Film und die Operetten-Inszenierung einstimmen.

12. Mai | 19 Uhr | Zentralkino